„Sehr beeindruckend. Am besten: zu Fuß die Treppe runter und mit dem Aufzug rauf. Phänomenal.“
So steht es neben etlichen anderen Beiträgen in Qype zu lesen. Faszinierend, welch aufwändige Gedanken so manche Leute doch gebären, nur um zu dokumentieren, daß sie ein Eifohn haben. Bleibt zu hoffen, daß sich die Geburtswehen für den Erguß in überschaubaren Grenzen gehalten haben. I-Föner sind nach meiner Glaubenslehre sowieso der Untergang von Qype. Ich erinnere diesbezüglich an meinen Vorschlag der rationalisierten und ökonomisch vertretbaren Variante von Platzbeschreibungen mit Lob und Tadel: siehe hier:>>
Rein, runter, durch, rauf, fertig!
Sehenswert? Ja!
Zeitbedarf? 30 Minuten
Kosten? 0,00 € (für Fußfahrer und Radgänger)
(Bild hinzufügen, damit es ein schöner Beitrag wird!)
Auch so könnte ein Bericht über den „Alten Elbtunnel“ in Hamburg aussehen. Wenn es wieder einmal etwas länger wird, liegt es daran,daß ich die Billigversion für nicht ganz so aussagekräftig halte.
Es ist schon viele Monde her, daß ich den Elbtunnel zum ersten Mal besucht habe. Bei meinem letzten Hamburg-Trip fragte ich mich, ob denn zu diesem Ort schon etwas geschrieben steht. Hah, 108 Beiträge. Ich bin doch etwas spät dran. Macht nix, da kann ich mir sicher die technischen Einzelheiten sparen? Oder doch ein paar wissenswerte Fakten?
Baubeginn: 1907
Eröffnung: 7. Mai 1911
Baukosten: 10.700.000 (allerdings Goldmark!)
Überdeckung bis zum tiefsten Punkt der Elbe: lediglich noch 1 Meter (seit Anfang der 80er Jahre- durch die für die Schifffahrt erforderliche Elbvertiefung)
Länge: Gesamt: 448,50 Meter, davon Röhre: 426,50 m.
(Bilder durch anklicken 2 X vergrößern!)
Aber ein solches Baukunstwerk weckt doch auch Emotionen, oder? Schon der Eingang Nordufer der Elbe -bei den Landungsbrücken- ist ein architektonischer und gestalterischer Leckerbissen. Jedenfalls für Leute, die der Nostalgie noch etwas abgewinnen können. Sei es nun technisch oder auch architektonisch gesehen. Anfang des 20. Jahrhunderts war Kunst am Bau noch eine Selbstverständlichkeit. Damals wurden nicht hochbezahlte Leute mit rostigen Plastiken beauftragt, für die Otto und Lieschen sowieso kein Verständnis aufbringen (wollen). Die Planer wußten auch mit relativ einfachen Mitteln und den vor hundert Jahren gebräuchlichen Baumaterialien und möglichen Techniken voll zu überzeugen. Und all das hatte ja auch -dank guter Pflege und laufender Renovierungen- nun schon 100 Jahre Bestand! Respekt. Sogar allergrößten Respekt! Ein sehr lebendiges Museum.
Im Eingangsbereich empfängt den Besucher eine Wandgestaltung aus Glasmosaik mit blattgoldbedampften Applikationen.
Auf der großen Metalltafel: die Daten in komprimierter Form. (siehe oben) Die schwere Schwingtür schützt die historischen Majolika-Fliesen mit Sims, Friesen und Borten.
Oma hätte gesagt: „sowas gibbes heut nit meh.“
Nur einen Schritt weiter in man schon von gewaltiger Technik umgeben. Die schweren Aufzüge für PKW´s, kleinere davon sind für Zweiräder und/ oder Fußgänger gedacht, sofern Letztere nicht die Treppe benutzen wollen.
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Im riesigen Rund der Halle nimmt man die Liebe zum Detail wahr. Fliesen sind auch hier ein dauerhafter Werkstoff. In der Kombination mit den Reliefs, wieder Gesimse, Bordüren und Dekorationen.
Das passt alles in die nüchterne, technische Umgebung. Auf meinem Weg nach unten rattert plötzlich einer der Aufzüge los und bringt seine tonnenschwere Fracht nach oben. Es fasziniert, wie die ehrwürdige Mechanik ihren schweren Dienst versieht. Ab und zu ein Tröpfchen Öl und ein paar Spritzer Fett – und schon flutscht es!
Die auch im Hochsommer sehr angenehme Temperatur lädt fast schon zum Verweilen ein. Eine angenehme Kühle empfängt mich.
Und nicht nur die Temperatur ist erstaunlich angenehm. Auch die Sauberkeit hinterläßt bleibende Eindrücke. ( *darauf komme ich noch einmal zurück.) In seiner Uniform mit fescher Katitänsmütze regelt ein Offizieller den Ablauf, sorgt dafür, daß nicht auch noch unter der Elbe ein Verkehrschaos entsteht.
Das ließe sich hundert Jahre später sicher mit einem keinen Plastikschild mit erheblich weniger Aufwand und Kosten herstellen. Aber lange nicht so stilvoll. Uns sicher auch nicht soo haltbar. Was als nächstes auffällt, daß es keine Schmierereien oder Graffiti gibt. Mir fehlt es bei einem solchen Ambiente nicht unbedingt und es soll auch keinesfalls als Aufforderung verstanden werden.
Wenn man sich so mitten im Tunnel befindet, sollte man sich einmal vergegenwärtigen, daß es von der Tunneldecke bis zur Wasseroberfläche (bei mittlerem Pegel gemessen) gerade einmal 12 Meter sind. Und der geringste Teil davon ist Beton! Nichts für ängstliche Zeitgenossen oder Klaustrophoben.
Da rauschen einem die Ozeanriesen über den Kopf und die Ausflugsdampfer zappeln sich den Fluß hinauf.
Und so sieht es mit „Notbeleuchtung“ dort unten aus.
Dann folgt die letzte Aufnahme :
Das ist noch einmal ein Relief im Bereich der Aufzüge.
Und nun noch einmal kurz zur Sauberkeit* und zur letzten Aufnahme*. Meinen Kamera-Rucksack hatte ich -mit reichlich Zubehör- auf einer kleinen Bank abgelegt. Objektivwechsel war gerade erfolgt, als sich laut polternd eine drei- oder vierköpfige Rasselbande aus dem Auszug drängte und geradewegs auf mich zuraste. Ich hatte gerade mein niegel-nagel-neues Profi-Teleobjektiv abgenommen und im Rucksack verstaut, als ich beschloß, eben diesem Rucksack vor den Ungeheuern in Sicherheit zu bringen. Also schnell gegriffen, und auf den Rücken damit. In der völlig überzogenen Hast, hatte ich den Reißverschluss nicht geschlossen. Der Klettverschluß war nicht in der Lage den Schwung auszugleichen, mit dem das Teleobjektiv der Beschleunigung folgte, die ich beim hastigen Umhängen verursacht hatte. Im weiten Bogen flog das optische Wunderwerk mit seinen deutlich mehr als 2 Kilogramm Gesamtgewicht aus der Seitentasche und landete mit lautem -erstaunlich billigem- Klirren auf dem Asphalt. Ich muß gelähmt oder bewußtlos gewesen sein. Als ich zur ersten Bewegung wieder fähig war, sah ich den „Offiziellen“ mit Handfeger und Schaufel die Reste meines – ich darf gar nicht daran denken- Trümmerhaufens zusammenfegen. Das nenne ich Sauberkeit! Und Schnelligkeit. Nur um Fragen zuvorzukommen, das Teil konnte repariert werden. Es war übrigens europaweit die erste Reparatur, die bei diesem, völlig neu entwickelten Objektiv durchgeführt wurde. ( Dank an die Fa. Greb in Dreieich!)
So beendet ich den Tag mit einer scheiß Laune und Wut im Bauch. Auch die sonst so beliebten Möwen
konnten den Schmerz nicht mildern. Ich knipste mich lustlos über die Landungsbrücken, bis es Zeit wurde zum Flughafen zu fahren.
Es war kein Freitag. Und auch nicht der Dreizehnte! Aber ich liebe Hamburg.
14.02.2011 – Nachtrag
Der Ärger über das eigene Missgeschick und der Frust sind verflogen – die Reparaturkosten für das Objektiv verschmerzt. So konnte ich die jäh unterbrochene Exkursion mit Tiefgang fortsetzen.
Die neuen Fotos sind nun ebenfalls in der Diaschau eingebunden!
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