La Luna

Gassi am 30. März

Der Ski-Club (Abt. Biathlon) war schon etwas spät dran. Der Schnee ist weg!Vielleicht haben die ja auch noch Schießübungen auf dem Programm. Wird Zeit, daß wir uns absetzen.

Augen auf für die Kleinigkeiten der Natur. Die Brumseln düsen auch schon umher, um die verbleibenden „Kätzchen“ zu vernachschen.Ich sollte mir vielleicht doch ein Makro-Objektiv zulegen. Aus zwei Meter Entfernung wackelt es dann doch .

🙂

Wieder auf dem Rückweg:  Sally wurde dann doch noch fündig. Auf der so genannten Manta-Wiese (sie liegt deutlich tiefer als die Umgebung)  war durch Bauarbeiten der Ablauf des gesamten Schmelzwassers versperrt. Die Brühe stammt ursprünglich noch aus den frühen Herbstagen, ständig ergänzt von neuen Niederschlägen und kleinen Zuläufen.

Bevor ich mich zum Geruch äußere, möchte ich bitte erst mit meinem Anwalt reden.

Sally war das alles ziemlich egal. :))

Die Erfrischung bei 8° C Lufttemperatur war halt dringend erforderlich.

Nun kommt der unangenehme Teil der Schlammschlacht: Die Reinigung mit dem Gartenschlauch. Da gibt es auch kein Erbarmen. Wat mut, dat mut!

Aber brav warten die Mädels auf der Terrasse, bis die Vorbereitungen getroffen sind.

Und hier noch der Vormittag im Überblick:

Test : Golden Schlammspringer

Frühling – es ist nicht mehr zu leugnen

Völlig anders als karu02 kann ich mich partout nicht für nur ein Bild „des Tages“ entscheiden. Ich möchte aber auch nicht kopieren, was bei ihr so erfolgreich ist.

Dennoch konnte ich nicht widerstehen heute Nachmittag bei trockenen Wetter den Morgenspaziergang zu wiederholen. Was die Natur trotz schlechtem Wetter am Wochenende hervorgebracht hat, ist in der Fülle und Schnelligkeit schon erstaunlich. Enormes Wachstum förmlich explodierende Blüten sind zu beobachten.

Nimmt man nun also die Erfolgsblüte? Oder eher doch mal etwas Schlichtes?

Was es auch ist, der Frühling ist da!

Mein Kampf (Teil 2 = der unsichtbare Feind)

Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeniest. Der feige Überfall der Pollen muß gesühnt werden. Nicht eher werde ich ruhen, bis auch der letzte der angriffswütigen Spezies keinen Schaden mehr anrichten kann.Bei 2 Tablettenangriffen der uffnikschen Verteidigung wurde die pollnische Aggression vor der heimischen Schlafzimmer-Grenze mit insgesamt 380 Antiallergikum-Bomben fast völlig vernichtet. Zum Gedenken wird auf der Bodenplatte eine Gedenkstätte eingerichtet, die den Sieg über das Pollenpack immer lebendig sein läßt. Möge es künftigen Generationen als Mahnung dienen.

Es war in den frühen Morgenstunden des 26.3., als ein geschickt getarnter Trupp pollnischer Agressoren noch im Schutze der Dunkelheit sich auf den Weg machte einen hinterhältigen Angriff gegen die Uffniksche Abwehr zu starten. Den leichten Morgenwind ausnutzend, kamen sie lautlos und ungehindert voran. Jede noch so kleine Deckung wurde ausgenutzt. Es ward ihnen auch ziemlich leicht gemacht. Das Fenster zum Schlafzimmer stand offen – wie jede Nacht, wenn die Temperatur nicht unter minus 10 Grad fällt. . Späher hatten dies schon Wochen vorher als problemlosen Zugang erkannt. Der Plan funktionierte. Die Armada drang ein, verteilte sich gleichmäßig auf die Oberflächen und harrte der Dinge. Auch nur die kleinste Bewegung des Gegners reichte aus, um sofort mit der Attacke zu beginnen. Eine Drehung im Bett, ein Zurechtzupfen der Decke, und schon stürzten Sie sich auf den Feind, der noch nichtsahnend schlummerte. Ein feiger Hinterhalt.

Exakt um 5 Uhr 45 war es dann so weit. Der in die Enge Getriebene konnte seine Abwehr nicht rechtzeitig und nicht genügend motivieren und es wurde lediglich zurückgeniest. zwanzig mal, dreißig mal. Der Verbandsplatz war mit Papiertaschentüchern hervorragend ausgerüstet. Die Querschläger pfiffen den durch den Raum. „Tschie, tschi, haaa…. haaa….tschiee“ schrillten die Schrapnelle durch die Dunkelheit. In der kurzen Kampfpause wurden die Rohre ( der Laie kennt sie unter dem Begriff „Nase“ ) gereinigt. Zum Einschlafen blieb keine Zeit. Die zweite Welle des Angriffs stand kurz bevor. Und da waren sie auch schon wieder. Sogar mit Kamikaze-Angriffen hat es der unsichtbare Gegner versucht. Die Übermacht war mächtig. Fast übermächtig.

Bei Uffnik lagen die Nerven blank. Der Angriff war zwar erwartet worden, aber doch nicht nächtens. Aber der geschundene Uffnik hatte eine Geheimwaffe. Neu entwickelt und vor den Pollen geheim gehalten. „Ihr wollt den totalen Krieg? Ihr sollt ihn haben!“ Keine Propaganda hat den Angreifern einen Hinweis auf den chemischen Kampfstoff gegeben. (Die Genfer Konvention läßt dies ausdrücklich zu!) Schutzlos waren sie den 10 Milligramm – Bomben ausgeliefert. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Sie waren besiegt. Es dauerte nur wenige Minuten und die Nachtruhe war wieder hergestellt.

Aber es ist nur ein Waffenstillstand. Zu einem Friedensvertrag wird es mit den Pollen wohl niemals kommen. Zu unterschiedlich sind die Meinungen über die Gebietsansprüche. Experten erwarten, daß sich die Kämpfe bis in den späten Sommer hinziehen könnten.
Die technische Überlegenheit der Verteidigung wurde bald sichtbar. Riesige Staubsauger mit Pollenfilter und sonstigen Rückhaltesystemen wurden eingesetzt. Ein tosendes Gebrüll der zig-tausend-Watt machten den Verbliebenen den Gar aus. Aber das ist kein Sieg über den Gegner. Nur eine gewonnene Schlacht in der Nacht zum Freitag.
Der Rest der Nacht verlief ruhig. Die Suche nach den Verrätern begann etwas 3 Stunden nach dem feigen Überfall. Die Liste der Verdächtigen war lang. Aber der Aufenthaltsort war bekannt.
sogar Spürhunde wurden bei der Jagd auf die Aufständigen eingesetzt. In vollkommener Aufopferung für den Dienst unterzogen die tapferen Tierchen jede auch noch so miefige Pfütze einer eingehenden Kontrolle.
Es kamen auch hochtechnische Apparate zum Einsatz. Und richtig, was der Geheimdienst der „*Frühlingsgruppe*“:http://www.qype.com/groups/2846-Fruehling-in-Europa/photos schon lange beobachten, hat sich bewahrheitet. Der Deckname „Spring“ spricht Bände. Und wer sich der Resistance noch nicht angeschlossen hat, sollte es spätestens jetzt tun. Wir alle brauchen dieses Netzwerk, um frühzeitig warnen zu können.
Schlechtes Wetter behindert die feindlichen Flieger bei ihren geplanten weiteren Aktivitäten. Es wurde prognostiziert, daß zumindest das Wochenende deutlich weniger Flugbewegungen bringen soll. Ein leichtes Aufatmen ist deutlich zu vermerken.
Die Parole heißt : „Gesundheit!“

Der Hengstbach: von der Winkelsmühle zur Theisenmühle

Karl der Große hatte den Reichsbannforst Dreieich in sein Herz geschlossen. Das Tal des Hengstbaches zählte zu seinen liebsten Jagdrevieren. Deshalb lies er im “Forestis Dreieich, exakt im heutigen Dreieichenhain ein Jagdhäuschen errichten. Das spätere Schloß –heute Burgruine in Hayn. Seit der Karl hier mit seiner Jagdgesellschaft herumdüste, hat sich einiges verändert.
Vor etlichen Monaten schon sind wir wieder einmal auf einen „alten Schinken in Essig und Öl“ gestoßen. Anfang des letzten Jahrhunderts muß es wohl gewesen sein, daß einer der Vorfahren meiner besseren Hälfte zum Pinsel griff, um eine kleine Idylle am Hengstbach, nämlich die Theisenmühle im Bild festzuhalten. Das machte man damals so, weil es noch keine Digitalfotografie gab. So sah es also dort aus, als noch Korn zu Mehl gemahlen wurde.
Wasserkraft trieb die große Mühle an.
Mit einem weiteren Zeitsprung in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts kann ich persönliche Eindrücke einfliessen lassen. Ich war als Kind recht gerne auf einem Bauernhof in der Nachbarschaft zu Gast. Dort gabe es den Bauern „Lui“ und seine „Käddel“. Viel wichtiger, als sein Weib, war jedoch der Hans! Hans war der Ackergaul vom Lui und man sagte im nach, daß er intelligenter als der Bauer selbst gewesen sei. Die Befehle von Lui klangen allesamt wie „hoihu“ oder „huaa“. Hans interpretierte sie allesamt richtig und verrichtete brav seine Arbeit. Ja, und ich saß oft oben drauf. Auf dem Hans. Stolz wie Oskar. Und so führte uns auch ab und zu der Weg in die Theisenmühle, um das gedroschene Korn abzuliefern. Das war für einen Steppke ohne Nintendo und Internetzugang ganz schön aufregend. Wenn der Müller – so hieß er denn auch praktischer Weise – den großen Knüppel umlegte, kam Leben in die dunkle Bude. Es knarrte überall und das Holz jammerte unter dem Druck des Wassers und dem Gegendruck der schweren Mühlsteine. Staubig war es. Weiß die bestimmende Farbe. Die Wasserkraft trieb auch den „Kran“ an, mit dessen Hilfe die Säcke mit dem Getreide in den oberen Bereich der Mühle gehieft wurden, wo sie dann später in einen großen Behälter über dem Mahlwerk eingefüllt wurden.
Das alles ist Vergangenheit. Heute sieht die mehrfach veränderte Theisenmühle so aus:
Es ist keine Mühle mehr. Es ist auch kein Cafe und schon gar kein Ausflugslokal oder Restaurant mehr; was in den letzten 30 Jahren alles verändert wurde, ist heute durch komplette Neubebauung wie weggefegt – aber nicht aus dem Gedächtnis.

Heute erinnert nur noch ein Mühlrad an die ehemalige Mühle.
Der Mühlteich wird vom Hengstbach gespeist und versorgt auch heute noch das hölzerne Rad mit dem nötigen Wasser für die dekorative Drehung.
Die jetzige Bebauung, mit echtem Fachwerk (siehe Kommentar von Dr. Detlef Sander) , erinnert auch noch an die Ursprünge der ursprünglichen Mühle und das Haus von etlichen Generationen der Familie Müller.
Bei den Aufnahmen zur Gegenüberstellung von Theisenmühle -einst und jetzt- kam mir die Idee den besagten Bachlauf, der ja ursächlich für die Mühle war, doch etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Der Hengstbach:
Mein erster Spaziergang entlang des Hengstbaches führte mich von Dreieichenhain, Winkelmühle zum ursprünglichen Ausgangspunkt, der Theisenmühle. Dem natürlichen Gefälle des Baches folgend.
Am Start an der Winkelsmühle begegnet man altehrwürdigen Mauern, die in moderne Bebauung integriert sind.
Eine wirklich schöne Alternative, um die alten Gebäude zumindest teilweise zu erhalten. Die „Fischerklause“ ist baulich gesehen ein echtes Original. (Da muß ich auch mal hin) Fast hat man den Eindruck, daß man durch das Dachgeschoß eintritt.
Nebenan gibt es einen Seniorentreff und parallel dazu ist die Diakonie untergebracht.
Mittig ist das ursprüngliche Mauerwerk der Winkelsmühle – sogar noch mit dem Mühlenzufluß (aus dem Hengstbach abgezweigt) gut erhalten und saniert zu sehen.
Auch die Winkelsmühle wurde aus einem eigenen Mühlteich
konstant mit Wasserkraft versorgt. Das Wasser wiederum – wie schon bei der Theisenmühle – dem wurde dem Hengstbach entnommen und später, wenn es seine Arbeit verrichtet hatte, wieder zugeführt.
Auf dem Hans-Pfrommer-Weg geht es dem Hengstbach entlang Richtung Theisenmühle, die fast die Stadtgrenze von Ortsteil Sprendlingen markiert.


Vorbei an einem ehemaligen Bauerhof, der jetzt als Pferdekoppel genutzt wird.

Die letzten beiden Tage habe dem Frühling etwas auf die Sprünge geholfen. Im Tal, was sich der Bach über Jahre geformt hat ( Seit der Zeit vom großen Karl sind es schon ein paar Jährchen ) stehen die Trauerweiden in einem vorsichtigen Grün umher

und auch die sonsitge Vegetation drängt mit Macht der Sonne entgegen.

Die einfassenden Hügel sind die letzten Ausläufer (oder die ersten – kommt drauf an, von welcher Seite man kommt) der Odenwaldes. Ein gut ausgebauter, aber naturbelassener Weg ( die Stadt hat kein Geld, deshalb nennt man es naturbelassen) führt direkt am Bach entlang.

Eine Brücke hier, eine kleine Staustufe da.


Die Natur sorgt für Abwechslung und die freundlichen Leute, denen man begegnet, tun es auch.

Nach ein paar hundert Meter verschwindet der Hengstbach allerdings hinter Zäunen, um dann schließlich nach einer Brücke ganz aus dem Blickfeld der Fußfahrer und Radgänger. Erst nach der angrenzenden Siedlung kann man sich wieder zum Bachlauf vorarbeiten. Der sinnvollste, wenn gleich auch nicht der tollste Platz ist da wohl die Brücke der A 661.

Unter dieser Brücke nämlich kommt der Bach wieder aus einem nahezu undurchdringlichen moorastigen Dickicht an den Weg.


Wir folgen ihn, ohne die Schulkids zu beachten, die hier offenbar ihre Freistunden verbringen. Die Schmierereien an Stützen, Säulen und Wänden geben Aufschluß über die jeweilige Stimmungslage und wie die letzte Mathearbeit ausgefallen ist.

Es geht stark auf die Theisenmühle zu. Der Bach bekommt hier einen Byepas, um das Wasser für den Teich zu entnehmen. Verschiedene Wehre und Staubecken sollen Schmutz und Schlamm abfiltern, bevor der Mühlteich erreicht wird.


Sally hat es geprüft, das mit dem Schlamm stimmt!
Und so kamen wir zu unserm ersten Anlaufpunkt wieder zurück, der Theisenmühle im Tal des Hengstbaches.

Fortsetzung folgt -vielleicht.
alle Bilder zum Vergrößern: (klicken Sie auf das Foto – mehrfach)

1 Sekunde Chemnitz

Es gibt unzählige Städte, an denen ich bei meinen Fahrten durch Ländle schon oft achtlos vorbeigefahren bin. „Da ist ja doch nix los“ bekommt man von überall und jedem gesagt. So bildet sich dann auch eine Vorverurteilung. Vielleicht unbewußt. Chemnitz gehört sicher genau in diese Kategorie. Da muß man nicht unbedingt hin. Falsch, ich mußte hin. Und ich war auch dort.
Kaum von der Autobahn herunter, umgibt mich aber schon Halbherzigkeit. Die seit der Wende durchgeführten Baumaßnahmen sind im Innenstadtbereich sehr wohl angekommen. Breite, gut ausgebaute Straßen führen in die City. Die Gebäude entlang dieser Straßen sind fast alle in tadellosem Zustand. Hier wurde kräftig investiert. Aber nicht nur die Neubauten sind beeindruckend, auch für die Sanierung von alten Bauwerken wurde so manche D-Mark oder mancher Euro in die Hand genommen. Und selbstverständlich – wie überall in den größeren Städten und Zentren eine ganze Menge Investoren und Glücksritter, die gleich nach der Wende auf die Subventionen aus waren und die Stätte ihres Wirkens verwüstet zurückgelassen hatten. Namhafte Firmen (wie ich später erfuhr) waren an Subventions-„Geschäften“ beteiligt. Die Kuh wurde eindeutig zu lange gemolken. Und unsere Berliner Finanzhüter merkten von all dem nichts. Der Topf war leer und die Firmen waren weg. Zurück blieben Versprechungen und Ruinen, halbfertige Bauten und eingestellte Sanierungen. Zurück blieben auch enttäuschte Bürger, die auf die blühenden Landschaften warteten. Die Meisten warten noch heute.
Chemnitz, einst berühmte und geschäftige Industriestadt weist heute eine Arbeitslosenquote von fast dem Doppelten des bundesdeutschen Durchschnittes auf. Viele Familien sind weggezogen. Zu DDR-Zeiten gab es keine Arbeislosen. Das sah das System einfach nicht vor. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, waren alle in Arbeit und Lohn. Im wirtschaftlichen System des westlichen Kapitalismus gibt es solche „Vollbeschäftigung“ nicht. Und das traf auch die heute noch ca. 17.000 Arbeitssuchenden im ehemaligen Karl-Marx-Stadt, als die wirtschaftlich völlig unrentablen Betriebe geschlossen wurden. Mein Gastgeber führte mich stolz in das Museum in der Zwickauer Straße.


Hier, im sächsischen Industriemuseum, wird wohl der Vergangenheit nachgeweint. Hier stehen die Artefakte längst vergangener Tage herum und harren der Besucher, die sich für nostalgische Autos, Schreibmaschinen und

Lokomotiven oder eine Dampfmaschine, die aus Kostengründen nicht mehr betrieben werden kann, interessieren.

Bei mir entstand der Eindruck, daß hier die Vergangenheit eher betrauert als gefeiert wird.

Und nicht nur hier drinnen scheint die Zeit stehngeblieben zu sein. Wenige Meter neben dem Museum – auf der gegenüberliegenden Straßenseite- wurde gerade ein Trümmergrundstück mit Planierraupen „platt gemacht“.

Es sollte sicher kein Mahnmal werden, das hier seit 1945 – bis auf die üblichen Schmierereien und Graffitis neueren Datums- fast unberührt und abgesperrt herumstand- oder lag. Die Gegensätze sind krass.

Nur wenige Meter entfernt, auf der gleichen Straße gegenüber, moderne Autohäuser, die hier Nobelmarken wie Bentley, Jaguar & Co. anpreisen. Diese Kluft war für mich doch etwas zu viel. Verläßt man aber die Hauptstraßen und geht oder fährt einmal die Nebenstraßen ab, erlebt man noch immer das unberührte DDR-Flair. Ostalgie in schlimmster Form. Straßen, die eigentlich nur aus Löchern bestehen. Ja, es war ein langer und harter Winter, aber der Flickerlteppich an Vertiefungen hat seinen Ursprung nicht in den letzten 4 Monaten. Mühsam angetünchte Plattenbauten sollen den düsteren Eindruck, den sie trotzdem noch immer vermitteln, etwas erträglicher machen. Und immer wieder verrottende, unbewohnte Gebäude. Einzelne Stellen wohlgemerkt. Ich weiß auch nicht, was mir mein „Fremdenführer“ damit zeigen und bedeuten wollte. Ich bin keineswegs der Richtige solche Probleme zu lösen. Und Investor bin ich schon gar keiner.
Als letzte und bleibende Erinnerung bekam ich noch den Karl präsentiert. Was den Marx jetzt so besonders mit Chemnitz verbunden hatte, daß die Stadt auch noch ihren Namen lange Jahre hergeben mußte, weiß ich nicht. Bin mir aber fast sicher, daß es in den Kommentaren bald eine Erklärung geben wird.
Karl Marx hat auch Jahre nach dem Kommunismus (oder sollte ich Sozialismus sagen?) ein gepflegtes Äußeres.


Die riesige Büste auf dem Marmorsockel steht finster und grimmig dreinblickend vor einem (inzwischen) hellen und freundlichen Gebäude. Ebenfalls groß.

Das mußte auch so sein, sonst hätte man die Proletarier aller Länder sicher nicht so umfangreich und international auffordern können sich zu vereinigen.

Mir wurde berichtet, daß der Marx nach der Wende durchaus zur Disposition stand. Vielleicht schaut er ja deswegen so mürrisch drein? Oder ist es, weil seine grundsätzlichen Ideen verfremdet und gescheitert waren? Zunächst wollte man nach der Wende wohl nicht mehr viel an seine Theorien glauben. Bis auf ein paar Hartgesottene natürlich. Es geschah aber nichts. Irgendwie konnte ich aus der sächsischen Betonung heraushören, daß viele Karl-Marx-Städter aber durchaus froh sind, daß alles so stehen geblieben ist. Man kann ja nie wissen, wofür es noch einmal gut sein wird. Außerdem ist es ja ein Stück junger Geschichte.
Der Bahnhof war erreicht, die Rückfahrt stand an. Der Karl hatte noch einmal viel Zeit gekostet und so war ich recht knapp mit derselben. Ich eilte Richtung Bahnsteig, mußte jedoch schnell noch den aktuellen Zustand im Bild festhalten.


Der total geschundene Fliesenbelag in der Halle könnte aus der 20er oder 30er Jahren der 20. Jahrhunderts stammen. Mit Borten und Bordüren war damals die Halle bestimmt ein optischer Gaumenschmaus.

Heute nur noch Flicken und grauer Beton. Aber es tut sich was. Zunächst einmal auf bzw. an den Bahnsteigen. Da wird kräftig gewerkelt.

Bleibt zu hoffen, daß sich die Sanierung dann auch Richtung Eingang bald fortsetzt.
Das war nur ein Blitzlicht. Eine Sekunde aus der Stadtgeschichte. Eine Momentaufnahme, die zeigt, daß auch nach 20 Jahren deutsche Einheit noch lange keine Einheit besteht. Nicht wirtschaftlich, nicht in der Entwicklung und auch nicht in vielen Köpfen.

Glanzlicht U-55 in Berlin

So wünscht man sich U-Bahnhöfe.
Etwas erstaunt schauten wir bestimmt drein, als uns der Weg beim Pflichtprogramm für Berliner-Blitz-Touristen in den Untergrund am Reichstag führte. Wir hatten die wahrscheinlich kürzeste U-Bahn-Linie der Welt entdeckt. Ganze 3 (in Worten: DREI) Stationen umfaßt die Strecke.

Zwei davon wären außerhalb des deutschen Regierungsviertels mit ziemlicher Sicherheit zusammengelegt worden. Nicht einmal zwei Kilometer sind es insgesamt!
Vom Hauptbahnhof über die Station Bundestag zum Brandenburger Tor. Das hat sich sicher ein Sadist ausgedacht, der die Fahrer bestrafen wollte, die diese Strecke bedienen. Es wundert auch nicht, daß man auf den Stationen selten nur Fahrgäste antrifft.


Die 150 Meter vom Reichstag zum Brandenburger Tor schafft man ohne Untergrund sicher erheblich schneller zu Fuß. Immerhin aber eine prima Investition, wenn man einem Besucher einmal die saubere U-Bahn Berlins vorführen will.

Und genau deshalb gibt´s auch 5 Sterne.
Wollen hoffen, daß nicht irgendwelche Chaoten auch noch die U-55 ins Visier nehmen und mit der blinden Zerstörungswut anderer Orte hier zerdreschen, was so herrlich sinnlos viel Geld gekostet hat.
Die Station Brandenburger Tor hat mich allerdings noch weiter beeindruckt.

Es sind an den Wänden der Bahnsteige ( von denen allerdings nur einer in Betrieb ist ) Fotos und Zeichnungen angebracht, die die Geschichte des Brandenburger Tors aufarbeiten. Von der Frühgeschichte

bis zu Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten reichen die Informationen.

Historische Augenblicke sind hier festgehalten und rufen Erinnerungen an den Geschichtsunterricht wach – siehe Napoleon.

Allein der immense finanzielle Aufwand, eine solche Linie zu planen und zu bauen, sowie der Kostenblock für den laufenden Betrieb, um die Bahnhöfe auf „Vordermann“ zu halten würde bei nüchterner Betrachtung alle Pluspunkte wohl wieder zunichte machen. Wenn sich die Linie nun noch sinnvoll integrieren läßt, sind die Punkte auch ehrlich verdient. Vielleicht läßt sich eine solche Strecke aber auch gar nicht unter ökonomischen Gesichtspunkten oder mit dem Verstand eines nur durchschnittlich begabten Bürgers betrachten.

Die Gesundheitsreform in der 3. Generation


Besuch beim Hausarzt. Der gibt sich richtig Mühe die Ursache zu ergründen, was mich denn plagt. Vergebens. Trotz moderner Gerätschaften rückte das Equipment kein Ergebnis heraus.
Auweia.

Der Doc truckste nicht lange herum: „Stellen Sie sich doch bitte gleich mit dieser Überweisung im Krankenhaus Langen vor“ und drückte mir (frei nach einem bekannten bayerischen Comedian ) den Auslandskrankenschein in die Hand.
Das Krankenhaus in Langen heißt heute – nach einer jahrzehntelangen Umbenennungsorgie schließlich „Asklepios Kliniken Langen- Seligenstadt GmbH“.
„Immer gerade aus – direkt in die
Notaufnahme “ erhielt ich beim Pförtner die Auskunft, als ich nach dem Weg fragte.
„Auweia, was ist mir denn los?“ dachte ich während ich mich gesenkten Hauptes auf den Weg machte. Vielleicht hätte ich doch einmal lesen sollen, was mein Doc so auf das Formular geschrieben hatte. Zu spät! Eine freundliche Dame hinter dem Tresen hatte Erbarmen, würgte ihren Freund am Telefon ab und nahm mir gleichzeitig die Unterlagen aus der Hand.
„Nehmen wir doch erst einmal Ihre Daten auf“. Nach dem Einlesen der Karte wurden noch weitere Angaben benötigt.
„Haben Sie Angehörige?“ -Oh Gott, so schlimm steht um mich? –
Wen sollen wir verständigen? – Ist mein Testament eigentlich in Ordnung? –
Haben Sie Allergien? Was wiegen Sie? Trinken Sie? Wenn ja, geben Sie uns was ab? Was……Wieviel…….Warum…..“
Nach gefühlten 20 Minuten Frage- und – Antwortspiel sollte ich im Flur Platz nehmen.
Eine Krankenschwester kümmerte sich weiter um mich. Sehr nett. Mir wurde das zweite Mal an diesem Tag Blut abgezapft, Der Blutdruck wurde gemessen. Ich wurde in einen Rollstuhl verfrachtet und vor einer riesigen Tür abgestellt. In der Behandlungskabine durfte ich mich nicht frei bewegen. Liegen oder sitzen war o.k. „Den Oberkörper frei machen“. Ich befand mich auf einer Art Intensivstation für Notfälle. Uff… uff niks für mich.
Die nächste Schwester kam mit einem Blöckchen und wollte weitere Einzelheiten aus meinem Lebenslauf erfragen.
„Rauchen Sie?“ Nein.
„Wieviel wiegen Sie?“ „Gegenfrage: Meinen Sie vor oder nach Weihnachten?“ Weiß ich nicht. Wegen massiver Meinungsverschiedenheiten habe ich meine Waage vorübergehend beurlaubt!
Den Fragenkatalog kannte ich schon zu großen Teilen.
Dann kamen die Saugnäpfe dran. Ein Elektrokardiogramm war angesagt. Obwohl nichts „Auffälliges“ zu sehen war, wurde mir eröffnet, dass man mich doch so gerne für 24 Stunden beherbergen möchte. Zur Beobachtung und für weitere Untersuchungen. Na schön, ich will ja auch wissen, was Sache ist.
Ab in den Rollstuhl. Giovanni –der Transporter- kam wie ein geölter Blitz und übernahm den Rolli. Im Sauseschritt zum Aufzug, schwupp nach oben und weiter ins Zimmer. Nur
ein Bett stand in der 3er-Stube. Schon toll, dass ein Bett, ein Zimmer –oder mehr?- frei waren. Zufall? Hängt das vielleicht mit der nicht auszuschlagenden Einladung zur Übernachtung zusammen? Ein Schelm, wer böses denkt. Auch ein Krankenhaus funktioniert halt nur wie eine Industrie-Produktion. Die Kapazität muß ausgelastet sein. Am optimalsten mit 110 Prozent.
Die „Anweisung“ von Giovanni: „ab ins Bett!“ Wie? Ins Bett?
„Nur nicht aufregen, geht bestimmt gleich weiter“.
Recht hatte er. Die Stationsschwester stellte sich vor und zückte Ihren Fragenkatalog. „Rauchen Sie? Wenn ja, hätten sie mal eine?“
„Wie groß sind Sie?“
„Wie schwer sind Sie“ > > > ich bin nicht übergewichtig! Ich bin untergroß.
„Welche Abneigungen haben Sie?“ Das will sie doch nicht wirklich wissen?
„Führen Sie Wertgegenstände mit sich?“
…….
So richtig vorbereitet war ich auf die Einweisung ja nicht. Mit einem Anruf bei meinen Hinterbliebenen klärte ich die Situation auf und bat um eine Zahnbürste.
Giovanni tauchte wieder auf. „Es geht zum Ultraschall“ schallte er in das hohl klingende Zimmer. Ab in den Rolli, zum Aufzug, vorbei an den Notaufnahmen, hin zum US. Ich wurde wieder von einer großen Tür abgestellt und bald darauf in die gute Stube geschoben.
Mindestens – eher länger – dauerte der Scan mit dem glibberigen Zeug. Der Arzt recht zufrieden mit dem negativen Befund hat sich alle Mühe gegeben doch etwas zu finden. Vergebens.
So hatte ich gehofft, wieder per Pedes auf mein Zimmer zurück
gehen zu können, aber weit gefehlt. Giovanni stand schon in den Startlöchern und wärmte die Reifen an.
Zurück im Zimmer. Wieder warten. Eine der Pflegerinnen bat mich um einige Tröpfchen Blut. Und sie hatte gar keine Fragen. Nach der zweiten Buddel gab sie sich zufrieden. Warum sie denn den auf dem Handrücken angedockten Ver- und Entsorgungsstutzen nicht benutzt, wurde mir mit „zu klein, zu wenig, zu langsam“ erklärt. Wozu also diese monströse Technik? Na für Notfälle z.B. eine Spritze, Infusion o.Ä..
Notfälle! Es ging mir nicht aus dem Kopf. Es herrschte Konfusion und nicht Infusion vor.
Da tauchte auch schon Ihre Kollegin auf und begann den Blutdruck zu messen. Damit fertig bat sich mich um eine freie Stelle am Bauch. Für eine Spritze.
Ich muß ganz schön belämmert gekuckt haben, als sie erklärte: „Gegen Thrombose – geht auf´s Haus“. Na denn!
Ich war alleine mit meinen Gedanken. Mich musste es doch irre schwer erwischt haben. Und warum bin ich ganz alleine im Zimmer? Was war das überhaupt für ein Zimmer, für eine Station?? Brauchte ich die Zahnbürste vielleicht schon gar nicht mehr? Noch hörte ich in mich hinein, als dynamisches, junges Team hereinstürmte um mir den Blutdruck zu messen. Die Abwechslung war gegeben, als dann auch noch die Temperatur gemessen wurde. „Ich schätze ´mal 37 Grad?“ „Fast“ grinste es zurück „ 37,1“. War das schon bedrohlich? Hatte ich noch eine Chance?
Die beiden verschwanden so schnell, wie gekommen. Und es war still.
Ich glaube ich war sogar eingeschlafen, als die Tür mit etwas Schwung nach hinten schlug und ein Bett samt Inhalt hereingefahren wurde. Der Inhalt war aber nur Köfferchen, Kleidung, noch ein Köfferchen, und noch mehr Kleinkram. Sogar der Nachttisch kam mit. Auch voll beladen. Sogar das Wasser war schon oder noch im Glas.
Ich war gespannt was geschehen würde.
Die Schwester kam und wollte meinen Blutdruck messen!
Nur Sekunden später dann zwei Schwestern, die einen Mann und seine Frau begleiteten. Kurze Vorstellung und die Erklärung seiner Angetrauten was geschehen war. Der arme Kerl war Opfer einer Propangasexplosion in seinem Schrebergarten. Das Gesicht verbrannt und beide Hände dick bandagiert.
Ich sagte, dass ich eigentlich nicht weiß, weshalb ich hier bin, es hätte nur die ein- oder andere Untersuchung werden sollen.
Die Schwester kam mit dem Fragebogen. Was ich denn nicht essen mag, wolle sie wissen. „Blutworscht und Rosenkohl“! „Äh, na morgen kommt ja die Ernährungsberaterin und stimmt den gesamten Speiseplan mit Ihnen ab“.
Also eines wurde mir klar, mit meinem Ableben wurde nicht fest gerechnet. Hätte man sich sonst Gedanken um mein leibliches Wohl gemacht? Das beruhigte. Oder war es doch die Henkersmahlzeit? Da darf man doch auch seine Wünsche frei äußern?!
„Aber ich bin doch spätestens morgen Mittag wieder verschwunden!“
„Schaumermal“. Mir hätte das ganz leichte Zucken mit dem linken Auge doch zu denken geben müssen. Ich war halt doch angeschlagen.
Mindestens eine halbe Stunde später verabschiedete sich die Angetraute von meinem Brandopfer. Der jedoch erklärte mir sofort die zur Verfügung stehende Technik des Hauses. Vor allem das Fernsehsystem und die diversen Beleuchtungsstufen waren interessant.
Ach, wie die Zeit doch vergeht. Es war nach 17:00 Uhr und das Abendbrot wurde gereicht. Eingedenk der Relation von Größe und Gewicht spuckte der Computer aus, womit ich zu füttern wäre. 1 Scheibe Mischbrot. Dazu 2 Scheiben Wurst (sehr geschmacksresistent) und 2 mal Käse. Als Leckerchen noch einen fettarmen Joghurt mit Früchten. Dazu einen wirklich guten Früchtetee. Anscheinend wurde ich genau als der Beerentyp eingestuft, der ich auch bin. Tollen Computer haben die, könnte ein Mac sein.
Nun war Zeit die Geschichte von der Gartenhütte etwas genauer erklärt zu bekommen. Zumindest so lange, bis man mir den Blutdruck messen kam. „Die Temperatur schätze ich auf 37,1 Grad!“ Der Pfleger griente und notierte den angesagten Wert.
Dabei fiel mir auf, dass er mich noch gar nicht gefragt hatte, was ich auf die Waage bringe und wie groß ich bin.
Ein drittes Bett (jungfäulich) wurde hereingefahren und zwischen dem Brandopfer und mir positioniert. „Der Patient dazu wird gerade noch gesucht! Eigentlich müsste er schon längst hier sein.“ Ich glaube die fangen die jetzt mit dem Lasso ein, sonst kriegen die das mit der Auslastung nicht hin.
Das offizielle Programm für diesen Tag war geschafft. Oder doch nicht?
Zuerst bekam ich meine Zahnbürste, Bademantel, und und. Die Hinterbliebenen waren fast geschlossen erschienen. Frau, Tochter, Enkel #1, #2, #3 und Elias. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Momentan waren sie auf dem Weg nach unten in einer Steilkurve mit wenigstens 8g. Warum war denn nur gleich eine ganz Abordnung aufgetaucht?
Kurzbericht meiner Erlebnisse. Auch die Auskünfte nach Gewicht, Größe und Trinkgewohnheiten wurden erwähnt. Vergnügt zogen sie von hinnen.
So nun hatte ich auch die Kordel mit den Kopfhörern vom Eipott meiner #1 und konnte ungestört TV schauen und sogar hören.
Hätte gekonnt, wenn da nicht 2 freundliche Mädels mit riesiger Maschine plötzlich vor mir aufgetaucht wären. EKG und Blutdruck! Temperatur wusste ich ja schon, 37,1.
Die beiden ignorierten meine Auskunftsbereitschaft zu Gewichtsfragen und Körpergröße. Völlig uninteressiert. ( Vielleicht falscher Jahrgang )
Meine Frau brachte aus der Klassikabteilung unserer Bibliothek einen Sidney Shelton mit. Wäre aber nicht nötig gewesen, gab es doch eine nahezu unerschöpfliche Gartenhütte.
Also kein TV, kein Radio und kein musizierendes Handy. Nachdem ich auch die Baupläne der Laube verinnerlicht hatte, konnte ich mein Büchlein zur Hand nehmen und begann auch mit dem Lesen. So an die 70 Seiten sind es geworden, bevor mir die Rollläden zufielen.
Gegen 05:30 Uhr war die ohnehin sehr unruhige Nacht herum. Der Hydrantgroße Stutzen an der Hand sorgte immer wieder dafür, dass man nicht in den Tiefschlaf verfiel. Ständig lag man selbst drauf, verfing sich die Decke daran und zerrte an der Gerätschaft. Der Zimmernachbar –leidenschaftlicher Frühaufsteher, wie er von sich behauptete- kam in die Gänge und wurstelte im Bad -ohne Dusche- umher, um sich für den Tag zu rüsten. Ich machte es ihm später nach und träumte von meiner riesigen heimischen Dusche. Da war Atlantik angesagt. Und hier??? Sahara!
Ein Griff zum Buch und ich tauchte in die Welt von Athen, Marseille, Washington und Paris ein. Bis zum lieblichen Guten-Morgen-Gruß- den die Stationsschwester hereinflötete. Das Frühstück war lecker wie das Abendbrot. Nur war es von jeder Kategorie nur noch die Hälfte und der Yoghurt fehlte zur Gänze. Wie soll man damit nur überleben? Na, vielleicht reicht es ja gerade dafür. Schließlich gibt es für die Fortbewegung ja den Giovanni. Und der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, als er auch schon in der Tür stand und für sein Gefährt warb. Ich fühlte mich gut. Den Rolli hätte ich sicher nicht gebraucht. Aber mit diesem Frühstück? Ab ging die Post mit forcierter Fahrweise zwischen Essencontainern und Betten im Zickzackkurs mit Powerslide. Es sind halt doch die Besten. Sicher fährt er privat einen roten Italiener…
Ehe ich mich versah, stand ich auch schon wieder vor der gestrigen großen Schiebetür. Die gleiche nette Schwester war auch wieder da und der Arzt von gestern rauschte vorüber. Ich wurde in die Kammer des Schreckens gefahren und der ach so intime Vorhang verschleierte die Sicht für neugierige Blicke.
Der Computer mühte sich ab, meine Daten und Ergebnisse zu finden, was nicht so recht gelingen wollte, da die junge Frau noch an einer anderen Station eingeloggt war. Bis das nun geklärt war, sollte ich doch schon ´mal meine Daten angeben. Das erleichterte die Suche nach der Papierakte gewaltig. Schnell noch ein persönliche Fragen:
„wie groß sind Sie?“ Hä?
„was wiegen Sie?“ Mein beharrliches Schweigen stieß auf Unverständnis. Das sollte doch mittlerweile wirklich im inzwischen wieder funktionierenden PC auffindbar sein. Oft genug hab ich an den unterschiedlichsten Stellen ja schon bereitwillig Auskunft gegeben.
„So geht es aber schneller“. Also schön der ganzen Zermon nachmal.. Mein Vorrat an guter Laune ging mir allmählich aus.
Der Onkel Doktor kam hinzu. Genau der von gestern und der, der vorhin so schnell an den Wartenden vorbeigehuscht war.
„Bitte mit bloßem Oberkörper auf die Liege. Nach links drehen, Gesicht zu mir.“
„Sagen Sie bitte, hatten wir das nicht gerade gestern schon?“ wollte ich wissen.
„Wie ist doch gleich der Name?“ Ach jaaa! 178, 37,1 Grad, Nichtraucher. Und dann kam die Maschinerie ins Laufen. Nach kurzem Gespräch wurde dann halt schnell noch die Halsschlagader gescannt, die hatten wir noch nicht. Alles o.k.
Und von da ab durfte ich mich frei im Raum bewegen. Zu Fuß ging es erheblich langsamer, als mit Giovanni. Aber ich musste zunächst ja auch nur 2 oder 3 Gänge weiter zum Röntgen. Warteraum B.
So wartete ich im Warteraum B. Und wartete. Nachdem ich die ausliegende „Für sie“ (Jahrgang nicht feststellbar, aber den Frisuren nach zu urteilen etwa späte Achtziger. Das war nicht so prickelnd interessant. So schaut ich mich etwas um. Glücksfall. Ich entdeckte an ungünstiger Stelle angebrachtes Papier : Bitte klingeln. Aber nur einmal!
Ich klingelte auch nur einmal und so freundlich, wie es ging. Sofort wurde ich vereinnahmt und in die Kabine 4 geschickt. Ich machte mich naggisch. Aber nur den Oberkörper. Der Rest der Prozedur war sehr professionell und schnell erledigt.
Wieder auf der Station entdeckte mich die Schwester im Vorbeigehen und folgte mir auffällig. Mit Papieren in der Hand.
„Aha“ , dachte ich mir, „sicher wird sie wissen wollen, was ich trinke, was ich wiege und wie es mit der Länge aussieht. Ein bitteres Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
Ich lag aber falsch, es war die Neugierde nach meiner Temperatur (31,7 Upps, kleiner Zahlendreher, ich meine natürlich 37,1) und dem Blutdruck. Und wieder ein Schlücken Blut für den Stationsvampir. Die übliche Menge.
Das mittlere Bett war übrigens immer noch frei. Offenbar ließ sich niemand finden, der es belegen wollte. Der Tag ist noch lang. Es war erst kurz nach neun.
Die Schwester hatte es nicht leicht mit mir. Schon wieder kam sie und dieses Mal aber nur mit der Anweisung mich einige Stockwerke höher zum EKG zu begeben.
Die Aufzüge waren unterwegs und einer außer Betrieb. Also über die Treppe. Mit Giovanni wäre es doch bequemer gewesen.
In der EKG-Abteilung wusste man Bescheid. Ich bekam eine Langzeitblutdruckmessung verpasst. Wie das mit mir dann weiter gehen sollte, war hier nicht bekannt. Ich sagte, dass ich eigentlich ein Belastungs-EKG abliefern solle. Hmm? Später vielleicht. Zurück aufs Zimmer.
Keine zwei Seiten der spannenden Lektüre später kam eine Dame in die Stube. Es war die Ernährungsspezialistin und fragte nach meinen Wünschen für die Mahlzeiten. Ich lehnte dankend ab und verklickerte ihr, dass ich lediglich noch einen Test machen müsse und mich dann auf den Weg nach Hause mache. Meine Sachen waren schon gepackt. Ich hoffe, dass ich sie damit nicht gekränkt habe. Es würde mir leid tun.
Wieder zwei Seiten später trat die nette Schwester wieder ein und schickte mich – wohin wohl? – RICHTIG! Zum Ergotreten. Dieses Mal wartet ich auf den Lift, ich sollte mich ja anderswo verausgaben.
„Kommen sie doch rein, legen Sie ab, Oberkörper frei und gleich auf´s Fahrrad“
Gesagt getan. Ich saß da so drauf, als eine Ärztin hinzukam.
„Wie groß sind Sie? 37,1
„Wie schwer sind sie? 125 zu 85
„Was haben sie zuletzt getrunken? ……..
Die Schwester meinte ich sei etwas zu schwer. Nur ein Bisschen.
„Auf dieses Bisschen kommt es an“. >> „Sagt meine Frau auch immer.“
„Was machen Sie eigentlich mit dem ganzen Strom, den ich hier produziere“ wollte ich wissen. Muß eine gute Frage gewesen sein. Ein Lächeln der beiden Damen war der Lohn. Ich vermute, die speisen den ein und kassieren ordentlich ab.
Ich schuftete weiter bis 85 %. „Wann geht es denn bergab?“ „Bald, schon sehr bald“……. „Jetzt!“
Schweißgebadet merkte ich, dass ich kein Handtuch mitgenommen hatte. Man konnte mir helfen. Die Apparatur für die Langzeitmessung wieder anlegen und zurück auf die Station. Dort –noch immer stark erhitzt- angekommen, fragte ich gleich, nach dem Oberarzt, der mich sehen wollte. Der sei wohl momentan nicht erreichbar. Ich möchte warten. Im Zimmer stand noch mein Bett mit dem Buch darauf. Weiterschmökern, bis der Arzt kommt.
Gegen High Noon fragte ich erneut auf der Station nach. Es könne wohl sein, dass die Ärzte schon zu Tisch seien, ich möchte mich doch so in 2 Stunden nochmals melden. Das tat ich dann auch. Völlig überrascht, dass sich noch nichts getan hatte, bat man mich um „etwas“ Geduld. Die war aber schon ziemlich verbraucht. Eine Stunde wollte ich ihm aber schon noch einräumen, weil ich so ein netter Uffnik bin. Wieder lesen, bis der Arzt kommt.
Eine kurze Unterbrechung gab es, als sie endlich einen Patienten für das dritte Bett eingefangen hatten. Ein südländischer Typ. Schlechtes Deutsch. Oh mei, dachte ich mir, den pflügen die ganz schnell unter. Und er war nur am Nicken. Armer Teufel, wann sie den wohl heimschicken?
Es war Punkt drei und ich schlich mich zu der Kabine mit den netten und hilfsbereiten Mädels. Einige waren ehrlich erstaunt, dass sich binnen der mittlerweile 29 Stunden
nicht einmal der zuständige Werauchimmer gemeldet hat. Ich bestellte ein Taxi und verabschiedete mich von den Mitarbeitern der Abteilung. Sie alle gaben wirklich ihr Bestes und zeigten Engagement im Beruf. Ich avisierte die Rückgabe der Langzeitmessung für den darauf folgenden Vormittag, zumal ich noch einen Termin im angeschlossenen Fachärztezentrum damit verbinden konnte. Tschüss.
Das krönende Erlebnis war der nächste Vormittag. Gegen 10:00 Uhr meldete ich mich bei den EKG´lern. Nach einiger Zeit fand sich jemand von der Abteilung, der sich nach kurzer Überlegung sogar an meinen Namen erinnerte. Ich lobte ihn für sein gutes Gedächtnis. Nun kam meine Abfuhr: “NA klar, weiß ich wer Sie sind, wir warten ja schließlich schon seit 8 Uhr auf Sie.“ Wurde ich angeschnauzt.
Nun war es aber gut. Das Tröpfchen, was noch fehlte, wurde soeben geliefert. Und alles was mir so aktuell noch einfiel wurde im verschärften Ton und leicht erhobener Stimme abgespult.
Ja was bilden die sich denn ein? Kein Zuständiger, der es geschafft hätte mir auch nur ein Ergebnis zu präsentieren. Nicht aus den mindestens 250 Liter Blut, noch von den 3,4 Kilometer EKG-Auswertungen und schon gar nicht von den zahllosen Blutdruckmessungen. Es kann ja wohl nicht im Sinne der Krankenkasse gewesen sein, dass man mich gerade aus einer Laune heraus, weil ausgerechnet heute ein paar Betten frei sind mal über die 24 Stunden bringen wollte, um vielleicht doch noch einen Tag herauszuschinden. Oder glauben denn Sie, dass ich wegen einer Langzeit-Blutdruckmessung hier noch einen weiteren Tag herumlümmele? Ich danke für die hoffentlich qualifizierten Untersuchungen, die ich aber ohne Ergebnis nicht einmal beurteilen kann. Mein Hausarzt erwartet das Ergebnis – und zwar schnell! Glauben Sie mir, dass ich den zweiten herausgeschundenen (angebrochenen) Tag nicht bezahlen werde. Und meiner Krankenkasse werde ich das auch stecken. Für die ist es ja vielleicht noch ein durchlaufender Posten. Wenn´s nicht reicht erhöht man halt wieder einmal die Beiträge. Meine Beiträge! Eine Reihe von Untersuchungen, die insgesamt mal 5 Stunden benötigten auf 3 Tage zu verteilen, damit die leeren Zimmer belegt sind. Nicht mit mir!
Ich habe die Reihenfolge bei meinem lautstarken Vortrag vielleicht etwas durcheinander gebracht. Egal. Der robuste Pfleger nahm die Kritik wortlos entgegen.
Blutdruck hätte bei mir niemand zu messen brauchen: 280 zu 150!