2018

zumindest bei deutschen Weinen ein Ausnahme-Jahrgang. Was bei der allgemeinen Landwirtschaft zu erheblichen Problemen geführt hat, verkehrt sich bei Winzern und Weinbauern ins Gegenteil. Hier gibt es zufriedene bis verzückte Gesichter. In Menge und Qualität gibt es überhaupt nichts zu meckern. Und wenn, dann auf recht hohem Niveau!

Der 2019er ist in Vorbereitung

Eher durch Zufall gerieten wir am 19. Mai 2019 in Kiedrich im wunderschönen Rheingau in die Feierlichkeiten des „Riesling-Festes“.

Feste rund um den Wein kenne ich eher aus dem Sommer und in den „Anbaugebieten“ natürlich auch im Herbst.

Manche nennen es auch „Fest der Kenner und Genießer“. Man wird schnell von der lockeren Athmosphäre vereinnahmt. Schlückchenweise bewegt man sich durch die Vielfalt, bis ein Favorit gefunden ist.

Bevor es dazu kommt, sollten wir uns alte Steine – nicht junge Weine – ansehen.
Weingüter unterschiedlichster Größe und Bedeutung säumen den Weg durch den Rheingau
Es gibt nicht nur Reben im Rheingau.
Hier hofft man auf eine erneute Rekord-Lese

Respekt den Kiedrichern. So früh im Jahr habe ich noch kein Weinfest miterlebt.

Alte Oper – Brunchen mit Stil

*Obs edler im Gemüt, die Stern´ und Punkte

vier oder fünf, das ist hier die Frage.*

Sonntagsbrunch ist eigentlich nicht mein Ding. Viel zu bequem ist man geworden. Sonntag= ausschlafen ohne daß ein Wecker stört, Frühstück mit Plausch und einem Kaffee extra. Kuchen. So, oder so ähnlich sieht das Standard-Szenario aus, auf das man sich nach einer stressigen Woche freut.

Nun meinte es jemand besonders gut und verpasste uns einen Gutschein für einen Bruch in der alten Oper. Der blieb naturgemäß erst ein paar Wochen liegen, bevor man der Sache sich vorsichtig nähern mochte. Internet – mal durchgooglen, was die Gemeinde da so weiß – und natürlich auch zu Qype. Bis 2008 reichen hier die gemachten Erfahrungen zurück. Von notorischen Nörglern einmal abgesehen, pendelt sich das Niveau so bei 4 bis 5 Sternchen ein. Das war ja auch wichtig für die Anzugordnung. Turnschuhe oder Schmoking? Ein gutes Mittelmaß sollte angemessen sein.
Meine Erfahrungen mit Restaurants, die sich mit gehobenen Ambiente umgeben, waren nicht immer die allerbesten. Klangvolle Namen geben nicht auch gleich eine Garantie für anspruchsvolles Essen, was den Namen verdient hätte. Mit anderen Worten: ich war durchaus kritisch eingestellt, zumal ich auch noch auf den ausgiebigen Sonntags-Kaffee verzichten sollte.

Die enge Einfahrt zur Tiefgarage hat, wie die Spuren vermuten lassen, so manchem Reifenhändler und Karosseriebauer neue Aufträge beschert. Kurz vor „High Noon“ parke ich wohlbehalten direkt gegenüber des Ausgangs. Nicht viel los, an diesem Sonntag. Raus aus der von der Sommerhitze noch gut geheizten und stickigen Garage. Die Wendeltreppe hinauf.

Erst einmal frische Luft schnappen – so viel Zeit muß sein. Der wunderschöne Platz vor der „Alten Oper“ war um die Mittagszeit nur spärlich besucht.

Es war kühl geworden in Deutschland. Trotz sonniger Abschnitte läßt der Herbst schon schön grüßen. Durch den Seiteneingang gelangt man zu den Aufzügen und zur Treppe. Oben angekommen, wurden wir freundlich begrüßt und zum reservierten Tisch geführt. Ohne Reservierung geht beim Brunch übrigens gar nichts. Kurz darauf erschien auch schon ein nettes Frollein, die uns ein Glas Prosecco oder O-Saft offerierte, was im Preis des Brunch-Buffets enthalten war.

Sehr zum Wohle!

In Ruhe umschauen, Ambiente aufsaugen, wirken lassen.

Meine Krawatte hatte ich passend gewählt.

Vorspeisen sichten stand als nächstes an. Die Auswahl war reichhaltig und gut abgestimmt.

Salate, italienische Antipasta, Lachs frisch, Lachs geräuchert, frisch aufgeschnittener Parma-Schinken, Salami, köstlicher Salm, Matjes, prima Salm, Krabben, viele verschiede Brotsorten und Brötchen. Hatte ich schon den Salm erwähnt? Uiiii, war der lecker. Nicht zu erwähnen braucht man die vielen Dressings, und Saucen, die dem Ganzen noch mehr Pfiff verpaßten.

Die Bedienung ist sehr aufmerksam. Der Prosecco war Geschichte und so viel Fisch soll schwimmen. Nun kommt es dann doch zum vermeidbaren Punktabzug schon während die Vorspeise. Es gibt kein Shakespear; nicht einmal Bier vom Fass! Das wurde durch die gehabten Umbaumaßnahmen entschuldigt. Nein, Flaschenbier – das wollte ich nicht. Also bleibe ich im Lande und nähre mich redlich: einen offenen Rheingauer Riesling dann! Das ging in Ordnung. Was da gebracht wurde, war durchaus brauchbar, wenn auch eine Spur zu kalt. Aber das läßt sich reparieren.

Die gelungene musikalische Untermalung übernahmen zwei Virtuosen auf der akustischen Gitarre. Irgendwo habe ich die Kameraden schon gesehen? Verdammt, mein Gedächtnis läßt nach. Wirklich herausragend, was die Beiden da ihren Klampfen entlockten. Und die Stimme des Behüteten war auch nicht ohne. Das paßte alles recht gut zusammen.(Leider ist die Tonqualität des Handys nicht die allerbeste)

Mal sehen, wie das am warmen Buffet weitergeht. Vorsondierung der Höhepunkte. Ich entschloß kurzfristig erst noch einen Abstecher zum Vorspeisen-Buffet zu machen, da Gulasch , Kasseler und Co. zu Hause auch nicht selten gereicht werden. Und gar nicht schlecht, will ich angemerkt haben. Also vielleicht dann noch erst etwas Salm? Eigentlich hätte ich durchaus dabei bleiben können, zumal bei diesem zweiten Gang gerade für frischen Nachschub gesorgt wurde. Bedenkenlos rückte ich dem Burschen zu Leibe – oder besser zu Rücken, denn davon mundet es besonders gut.

Unser Ober war mit unserer bisherigen Leistung ganz zufrieden, als er uns aufforderte, doch einmal bei den Hauptgängen nach dem Rechten zu sehen. Es fällt schwer sich zwischen der Gemüse-Lasagne, etlichen Kartoffelgerichten, Reis, sowie Fisch und/oder Fleisch nebst Beilagen richtig zu entscheiden. Meine Erziehung wirkt noch immer. Was du auf dem Teller hast, wird auch gegessen! So sei es! Wir haben es nicht nur gegessen, weil es irgendiwe auf dem Teller gelandet war. Wir haben es genossen, denn es war vorzüglich! 
Mindestens so besonders war auch das Dessert-Buffet. Dominiert vom unverzichtbaren Schokoladenbrunnen, fiel die Auswahl auch hier recht schwer.

Irgendwann geht nichts mehr rein. Und diese Marke war sicher bald erreicht. Also nur etwas „dies“ und vielleicht noch „das“ oder von „dem da“. Uff. Nix von den köstlichen Eisvariationen und auch das Gebäck hatte wirkliche eine reale Chance auf den Teller zu kommen. Der Cappuccino dazu war geschmacklich ebenfalls in Ordnung, die Milch schön stabil. Es fehlte eigentlich nur ein klein wenig ( nur ein ganz klein wenig ) Deko.

Das Restaurant in pompöser Umgebung, mit großem Balkon (bei 17° Celsius aber heute nur etwas für die Hardcore) hat uns nicht enttäuscht. Im Gegenteil. 

Sobald ein gutes Bier wieder aus dem Zapfhahn fließt, vergebe ich auch noch den fehlenden Stern. Und das wird hoffentlich schon bald sein. Ich freue mich darauf.

Es herbstelt

Auch wenn der August noch einen kräftigen Schluck aus der Sommerpulle genommen hat, wirft die Sonne schon längere Schatten.

Die Quelle allen Lebens hat aber immer noch unverkennbare Kräfte und so suchen auch die Hunde nach einigem Herumtoben und typischen Spielereien schon nach schattigen Plätzchen.

Der Übergang zum Herbst ist dennoch unübersehbar.

Wo der Geheimrat sich rumtreibt

Nein, ich schreibe nicht aus Italien, was ja auch zu seinen bevorzugten Reisezielen zählte und dieser Beitrag u.a. auch von Wein handelt. Johann Wolfgang von Goethe wurde exakt 200 Jahre vor mir geboren.  (Und die paar differenten Monate spielen nun wirklich keine Rolle) Es war der 28. August 1749 , als der große Deutsche das Licht der Welt erblickte. Natürlich auch in Frankfurt! Sonst haben wir beim besten Willen nur noch die leicht überdimensionierte Nase gemeinsam. Im Gegensatz zu mir, wird JoWo an diesem Riechorgan auch sehr schnell erkannt.

Ich bin nicht in Italien, ich lungere in der Heimat herum. Man kennt die Nachbarschaft ja viel zu wenig. Wiesbaden, Hessens Landeshauptstadt, Kurstadt mit Flair, Regierungssitz und -viel wichtiger- das Tor zum Rheingau wollte ich mir vornehmen. Bei der Gelegenheit auch gleich noch im Hofladen meines Vertrauens in WI – Frauenstein etwas Obst zukaufen. Damit mir das niemand vor der Nase wegschnappt, war das mein erstes Ziel. Mit dem Motorrad war ich unterwegs und hatte keinen Plan und keinen Zeitdruck. Goethe hatte es so ausgedrückt: „Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen!“ So gondelte ich fast im Kriechgang die Straße entlang, die sonst wenig Beachtung  findet. Vermeintlich kennt man sich. Die Landschaft des sich langsam verjüngenden Tales zieht an mir vorbei.  Kasiserwetter. Das hätte dem Herrn Geheimrat sicher auch so gefallen.

Gleich am Ortseingang hatte mich eigentlich schon immer der Schilderwlad an einem Weinberg interessiert.

Vielleicht genmanipulierte Trauben? Vor dem Verzehr wird so vielleicht gewarnt? Völlig falsch, Uffnik, total daneben. Bei diesem Weinberg wurden unzählige Rebsorten aus ganz Europa angebaut. Die passenden Legenden und auch allgemeine Informationen dazu auf den Tafeln.

Neben den bekannten einheimischen Sorten,

wachsen hier wirklich exotisch anmutende Trauben wachsen hier ihrer Reife entgegen.
„Der europäische Weinberg“ wird der Wingert genannt. Und passender kann man es auch gar nicht formulieren. Die wichtigsten Weinbauregionen Europas sind mit ihren Weinstöcken vertreten.

Als ich noch so den Gesamteindruck in mich aufsaugte, viel mir ein Denkmal (?) auf, das den gesamten Ort (ich entschuldige mich bei der Wiesbadener Bevölkerung) überragt. Um es gleich noch anzufügen, Frauenstein hat es sehr wohl verstanden sich sich den ländlichen Charakter zu bewahren. Wenn man die vielen Hofläden, Weinbauern, Obstzüchter sieht, die hier ihrer Berufung nachgehen, mutet das noch dörflich an. Auch wenn man zur Landeshauptstadt Hessens gehört, echte Wiesbadener sind die Frauensteiner, die nur durch einen Bergrücken von der pulsierenden Kurstadt getrennt sind, wohl nicht.

Aber was ist das nun für ein Denkmal? Für die Gefallenen 14-18? Ich hielt beherzt einen kleinen Trecker an, der gerade daherfuhr. Überrascht hielt der Fahrer an und gab bereitwillig und überaus freundlich Auskunft. Über den Steinhaufen auf dem Berg, wie man am schnellsten dort hin gelangt, den Weinberg, die Reben, die Frauensteiner und deren Verhältnis zu…. 😉 Na toll, das steht in keinem Wikipedia, was man so alles erfährt. Der gute Mann lief zu einer beachtlichen Form auf. Aber er hatte es wohl eilig. Schon nach einer guten Viertelstunde hastete er mit seinem Traktor wieder von dannen.

Mit reichlich Infos versehen, setzte auch ich meine Fahrt fort. Mein Ziel sollte das alles überragende Denkmal sein. Schnell vorher noch meine Bestellung im Hofladen aufgeben – und schon ging es weiter. So weit, ich gebe es unumwunden zu, bin ich noch nie in den Ort vorgestoßen. 30 km/h sind erlaubt. Ich glaube nicht, daß ich so schnell unterwegs war. Sonst hätte ich bestimmt nicht den Turm


entdeckt, der zwischen Häusern und Bäumen zu mir herunterlugte. Auf felsigem Grund erbaut,

überragt das Bauwerk ganz Frauenstein. Keine Chance an diesem beeindruckenden Bau vorbei zu kommen. Also wieder absteigen, Helm ab, schwere Lederjacke aus, Kamera auspacken und die steilen Stufen der Treppe (neueren Jahrganges) hinauf.

Die angrenzende Mauer, wie selbst der Turm auch, sind mit tollen Quarzblöcken errichtet, die offenbar aus dieser Gegend stammen. Vielleicht machen die ja das Besondere an den hiesigen Weinen aus? Eisen im Gestein ergibt den rostigen Charakter.

Sieht ja richtig wertvoll aus. Oben angekommen,

suche ich vergebens ein Hinweisschild, eine Tafel mit Daten und Fakten. Also gut, vielleicht hilft ja das WWW auch hier weiter. Und tatsächlich werde ich fündig. Ein Verein kümmert sich um die älteste Burg Wiesbadens aus dem 12. Jahrhundert und deren Erhalt.  Leider war der Zugang gesperrt. Niemand rechnete hier mit einem Uffnik.

Aber der Ausblick war auch ohne das Erklimmen der letzten Zinnen nicht zu verachten.

Der Ort kuschelt sich in das Tal. Etliche sehr gut erhaltene und renovierte Fachwerkhäuser sind im alten Ortskern noch zu sehen. Die zweifelthafteste Architektur kann wieder einmal den Banken zugesprochen werden. Deren Architekten es immer wieder und überall verstehen, störende Akzente zu setzen.

Der neuere Teil von Frauenstein befindet sich entlang der Straße in die Hauptstadt. Diese Richtung mußte ich nun einschlagen, wollte ich mein eigentliches Ziel erreichen. Also weiter, runter, rein in die Klamotten und die Fahrt in Richtung Nürnberger Hof fortsetzen. Folgt man den Hinweisschildern, hat man es bald auch schon geschafft. Moped auf dem Parkplatz des Ausflugslokals abstellen und die restlichen Höhenmeter durch Weinberge zurücklegen. Es wurde warm. Motorrad-Stiefel sind für alles Mögliche gut. Aber keinesfalls zum Laufen. Kein Wölkchen wagte es, bayerische Anleihen hier einzubringen. Es blieb einfach bei nur blau.

Fast geschafft eröffnete sich über den Weinbergen ein fantastischer Blick. Zur Linken lag Wiesbaden im Sonnendunst.

Der Blick folgt dem Rhein.

Die beiden rivalisierenden Landeshauptstädte Mainz und WI nur durch den Rhein getrennt. Der Grenzübertritt war aber problemlos möglich. Neuerdings verzichtet man sogar auf Personenkontrollen. Mit einer Ausnahme: auf der ein- oder anderen Brücke wird schon mal ein Foto gefertigt, sollt man den Regeln der Geschwindigkeit nicht genügend Respekt zollen.

Aber was ist denn jetzt mit dem Denkmal? Es brauchte nur noch wenige Meter und das Ziel war erreicht.

Ein paar Stufen noch und man weiß mehr.

Es ist also der Goethe-Stein, der hier alles so überragt.

Zitat Goethe: Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

Inzwischen wird das Firmament leicht umgestaltet. Einige harmlose Deko-Wölkchen zieren das Bild.

Und wieder läßt sich der Blick über die Weinberge in das Rheintal genießen.

Und wer immer noch nicht genug hat, der kann den in der Nähe befindlichen Aussichtsturm besteigen, der einen Blick über das Blätterdach des umgebenden Waldes erlaubt.Es wird aber Zeit. Ich muß zurück. Meine Bestellung wartet. Noch einige Blicke links und rechts – man wird ständig fündig.

 

Etwas zu spät entdeckte ich noch Beiträge von einem Gourmet, auf den ich aber gerne hinweise.

Auch Frauensteiner Kirschen hatten es ihm angetan. Oder waren es doch die Kirschensteiner Frauen? Wir halten es ihm einfach mal als Bonus zugute, daß er wirklich nur an den künstlerischen Fähigkeiten -worin die auch immer bestanden haben mögen-  der Frolleins interessiert war.

Goethe verstarb am  22. März 1832 in Weimar.

Johann Wolfgang ist immer und überall.

Wieder zu Hause angekommen mußte ich aber feststellen…..